Unverzichtbar für Natur und Erzeugung
Die Rolle der Honigbiene als Bestäuber ist unbestritten. Dem gegenüber ist die Bedeutung der Wildbienen als Bestäuberinsekt oft unterschätzt. Mehrere Studien konnten zeigen, dass der Fruchtansatz in Kulturen höher ist, wenn zusätzlich zu Honigbienen auch Wildbienen vorhanden sind.
Die Bestäubungsleistung steht in einem engen Zusammenhang mit dem Artenreichtum der Bestäubergemeinschaft. Das bedeutet: Der entscheidende Faktor ist nicht die Anzahl der Bienenindividuen auf einer Anbaufläche, sondern die Vielfalt der vorhandenen Bienenarten.
Mit Blick auf die Funktion der Wildbiene als Bestäubungsinsekt entsteht in den Agrarökosystemen eine paradoxe Entwicklung. Einerseits wird die Bedeutung der Wildbienen wegen der zurückgehenden Imkerei zunehmend größer, andererseits verursacht die intensive Landwirtschaft seit Jahrzehnten einen kontinuierlichen Individuen- und Artenrückgang. Es fehlt mehr denn je an geeigneten Kleinstrukturen und Nahrungsressourcen, die ein kontinuierliches Nistplatz-, Pollen- und Nektarangebot von Frühjahr bis Spätsommer für die Bestäuberinsekten bereitstellen.
Mit Blick auf einzelne Kulturarten wird die Situation besonders deutlich: Die Luzerne beispielsweise mit ihrem komplizierten Blütenaufbau wird von Honigbienen nur selten besucht. Spezialisierte Wildbienenarten hingegen sind in der Lage, diese Blüten zu bestäuben. Bei anderen Kulturpflanzen, die zwar auch von der Honigbiene bestäubt werden, sind verschiedene Wildbienenarten viel effektiver. Zur Bestäubung von Apfelblüten z. B. werden deutlich weniger Individuen der Gehörnten Mauerbiene als Arbeiterinnen der Honigbiene benötigt. Auch Süßkirschen werden von Wildbienen besser bestäubt.
Darüber hinaus sind einige Wildbienenarten weniger temperaturempfindlich als die Honigbiene und können auch in Schlechtwetterperioden bestäuben. Dazu gehören neben verschiedenen Hummeln und Sandbienen auch zwei Arten der Mauerbienen (Osmia bicornis und Osmia cornuta).