Anlage von Blühstreifen oder Blühflächen

Ein artenreicher Blühstreifen, der auch einige für Wildbienen wichtige Nektar- und Pollenquellen enthält (Foto C. Saure)

Blühstreifen oder Blühflächen sind ein- bis mehrjährige Kulturen aus unterschiedlichen Pflanzenarten. Häufig werden sie als Honigbienenweide angelegt, können aber auch bei geeigneter Zusammensetzung Wildbienen und andere wildlebende Insekten wie Schwebfliegen oder Marienkäfer fördern. Die Anlage erfolgt meist streifenförmig z.B. an Weg-, Feld- oder Waldrändern.

Blühkulturen lassen sich in drei Gruppen einteilen:

 

 

BlühkulturenBeschreibung
einjährig z.B. Visselhöveder Insektenparadies, Kultur-Natur-blüht-auf, Brandenburger MischungAussaat im April bis Mai; wenige Pflanzenarten (ca. 10-15); überwiegend Kulturarten (z.B. Gelbsenf, Buchweizen, Borretsch, Büschelschön, Sonnenblume)
zweijährig/überjährig z.B. Visselhöveder NützlingsstreifenAussaat zwischen April und September; Zusammensetzung aus etwa 15-30 Wild- und Kulturarten
mehrjährig (drei- bis fünfjährig) z.B. Veitshöchheimer Bienenweide, Blühende Landschaft OstAussaat im April/Mai oder im September; Mischungen enthalten überwiegend Wildpflanzen in hoher Artenzahl (ca. 30-60)

 Die einjährigen Kulturen können vom Landwirt leicht in die Fruchtfolge integriert werden. Durch das schnelle Wachstum und den hohen Deckungsgrad werden unerwünschte Unkräuter unterdrückt. Zudem ist das Saatgut, da es überwiegend aus Kulturarten besteht, vergleichsweise preiswert. Für Wildbienen sind diese Pflanzen aufgrund ihrer kurzen Blühdauer von geringer Bedeutung. Sie werden in der Regel nur von häufigen und anspruchslosen Bienenarten besucht. Gelegentlich enthalten sie Zuchtformen mit gefüllten Blüten, die keinen oder sehr wenig Nektar und Pollen produzieren und für Bienen nutzlos sind.

Auch die zwei- bzw. überjährigen Kulturen sind für Wildbienen wenig interessant. Da die Mischungen aber überwinternde Arten enthalten, die bereits im zeitigen Frühjahr zur Blüte gelangen, können jedoch früh im Jahr fliegende Bienenarten gefördert werden.

Die mehrjährigen Kulturen sind von deutlich höherer ökologischer Wertigkeit als ein- bis zweijährige Kulturen. Aufgrund der hohen Anzahl an Wildkräutern finden auch verschiedene spezialisierte Wildbienenarten Nahrung. Sind früh und spät blühende Pflanzen enthalten, steht den Blütenbesuchern in der gesamten Vegetationsperiode Nektar und Pollen zur Verfügung. Die mehrjährige Bodenruhe ermöglicht einigen Wildbienenarten, an lückigen Stellen im Erdboden zu nisten. Erfolgen die Pflegemaßnahmen wie Mähen oder Mulchen nur mehrjährig oder nur auf Teilflächen, dann können auch oberirdisch in Stängeln nistende Arten überdauern. Das ist für die Etablierung von Wildbienengemeinschaften sehr vorteilhaft. Ein Nachteil der mehrjährigen Kulturen ist in dem hohen Preis des Saatguts zu sehen. Dieser sollte sich aber bei höheren Produktionsmengen verringern.

Bei der Anlage von Blühflächen sind Florenverfälschungen zu vermeiden. Es sollte daher immer Saatgut von gebietseigener Herkunft verwendet werden. Solches Regiosaatgut, welches aus bestimmten deutschen Herkunftsregionen stammt, ist im Handel erhältlich. Noch besser ist allerdings die Verwendung von autochthonem Saatgut, also Saatgut von lokaler, naturraumgetreuer Herkunft, welches an die vorhandenen Klima- und Bodenverhältnisse am besten angepasst ist. Im optimalen Fall kann ein Blühstreifen durch die Übertragung von Mähgut einer nahe gelegenen Spenderfläche (Heublumensaat) angelegt werden.

Vor der Aussaat ist das Saatbett feinkrümelig vorzubereiten. Wünschenswert ist eine geringe Aussaatmenge von 10 kg/ha, da lichte Bestände für Wildbienen und viele andere Tierarten vorteilhaft sind. Ist ein hoher Problempflanzendruck zu erwarten, sind Saatstärken von bis zu 35 kg/ha sinnvoll. Dadurch können Quecke, Trespe, Melde oder andere unerwünschte Pflanzen effektiver verdrängt werden.

Nach der Anlage der Blühflächen sind Pflegemaßnahmen nur im Notfall (hoher Problempflanzendruck) und nur auf Teilflächen durchzuführen. Das großflächige Mähen oder Mulchen beeinträchtigt die Blühflächen in ihrer Funktion als Wildbienenhabitat deutlich. Zudem sind viele „Unkräuter“ wichtige Nahrungspflanzen für Wildbienen (z.B. Acker-Kratzdistel, Kamille).

Blühflächen, die wieder in Produktion gehen, müssen umgebrochen werden. Aber auch bestehende Blühflächen sollten, beispielsweise bei starker Vergrasung, umgebrochen und neu angesät werden. Das sollte gestaffelt geschehen, so dass Teile der Blühfläche unberührt bleiben. Wildbienen haben dann die Möglichkeit, von den alten Flächen ausgehend die neuen Blühflächen zu besiedeln.

Bei der Zusammensetzung der Blühmischungen sollte in Zukunft der Fokus weniger auf bunt blühende „gärtnerische“ Mischungen, sondern verstärkt auf ökologisch wertvolle Mischungen gerichtet werden. Zur Förderung von Wildbienen ist es notwendig, deren wichtigste Nahrungspflanzen in das Saatgut einzubringen. Zudem ist auf eine artenreiche, aus früh und spät blühenden Arten bestehende Mischung zu achten. Auf diese Weise können viele Wildbienenarten effektiv gefördert werden. Die Honigbiene wird als Generalist ebenfalls von solchen Mischungen profitieren, auch wenn diese nicht explizit als Honigbienenweide hergestellt werden.

verwendete Quellen