Vernetzung von Lebensräumen
Die Anlage von Blühstreifen oder von besonnten Kleinstrukturen sind zwei Bausteine eines Maßnahmenkatalogs zur ökologischen Aufwertung des Agrarraumes. Weitere Bausteine sind erforderlich, z.B. Nutzungsextensivierung auf Minderertragsstandorten. Das Leitbild ist eine heterogen strukturierte Landschaft mit einer großen Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten.
Zur Förderung der Wildbienen ist eine Kombination verschiedener Maßnahmen erforderlich. Wildbienen benötigen Teillebensräume (Nist- und Nahrungshabitat), die räumlich getrennt sein können. Die Distanz zwischen Nest und Nahrungspflanzen sollte nicht mehr als 100-300m betragen. Bei längeren Flugdistanzen verbrauchen vor allem die kleinen bis mittelgroßen Bienen sehr viel Zeit und Energie, wodurch ihre Reproduktionsraten in der Regel drastisch zurückgehen. Große Felder sind für Wildbienen oftmals ein unüberwindbares Hindernis und sollten auch schlagintern von Habitatinseln (Blühflächen, Feldgehölze) unterbrochen werden.
Die heutige produktionsoptimierte Agrarlandschaft weist keine oder nur wenige Flächen auf, die als Lebensraum für Wildbienen geeignet sind. Ohne ein engmaschiges Netz solcher Kernflächen, die durch Verbindungsstrukturen verknüpft sind (Biotopverbund), ist die Aufrechterhaltung der ökologischen Wechselbeziehungen zwischen den Teilpopulationen einer Art nicht zu gewährleisten. Das Erlöschen einzelner Teilpopulationen führt letztendlich zum Aussterben der Art.
Notwendig sind somit der Erhalt und die Neuanlage von Kernflächen und von verbindenden Strukturelementen.
Kernflächen sind über einen längeren Zeitraum konstant besiedelte und räumlich abgegrenzte (Teil-)Lebensräume einer Art. Von diesen Kernflächen ausgehend ist die Besiedlung neuer Habitate möglich. In der heutigen Agrarlandschaft haben Kernflächen oft die Bedeutung von Refugien und sind letzte Rückzugsgebiete von Arten. Die Erhaltung solcher Kernflächen in der Agrarlandschaft hat höchste Priorität.
Zwischen 2012 und 2014 wurden solche Kernflächen im landwirtschaftlich geprägten Raum südlich Berlins im Landkreis Teltow-Fläming untersucht (Saure in Vorbereitung). Es handelt sich dabei um trockene Kuppen, Sanddünen, Aufschüttungen und Abgrabungen, teils mit Gehölzaufwuchs. Diese Flächen sind Lebensraum von rund 160 Wildbienenarten, darunter auch seltenen und anspruchsvollen Arten wie Ammobates punctatus, Andrena nasuta, Andrena suerinensis, Bombus humilis, Bombus muscorum, Halictus quadricinctus, Hoplitis anthocopoides, Lasioglossum brevicorne, Tetraloniella dentata und Xylocopa violacea.
Verbindungsstrukturen dienen den Wanderungsprozessen von Arten und ermöglichen u.a. Wanderungen zwischen den Teillebensräumen einer Art oder die Neu- bzw. Wiederbesiedlung von Habitaten. Vorhandene Verbindungsstrukturen sind in der Landschaft zu erhalten und neue Strukturen sind anzulegen. Dass können beispielsweise Hecken mit krautigen Säumen (am Feldrand und schlagintern) oder Gewässerränder sein.