Biologie und Ökologie
Wildbienen ernähren sich vegetarisch, leben von Nektar und Pollen. Im Gegensatz zu fast allen Wespen versorgen sie auch ihre Larven mit eiweißreichen Blütenpollen, denen Nektar oder selten auch Blütenöl untergemischt wird. Bienen müssen also sowohl zur Eigen- als auch zur Brutversorgung Blüten besuchen, wobei diese in der Regel bestäubt werden. Bienen sind daher von überragender Bedeutung für den Naturhaushalt.
Im Gegensatz zur Honigbiene, die viele verschiedene Pflanzenarten besuchen kann, sind Wildbienen oftmals auf ganz bestimmte Pollenquellen spezialisiert. Weil diese Verhaltensweise angeboren ist, kann die Biene nicht oder nur sehr begrenzt auf andere Pflanzen ausweichen. Diese starke Abhängigkeit macht Wildbienen sehr empfindsam gegenüber Veränderungen ihrer Lebensräume.
Bienen weisen mehrere äußerliche Besonderheiten auf, die mit der Ernte und dem Transport der Larvennahrung im Zusammenhang stehen. Dazu gehört die oft dichte und abstehende Behaarung am gesamten Körper oder an bestimmten Körperteilen. Sie dient als Pollentransporteinrichtung (z. B. Haarbürsten an den Hinterbeinen oder auf der Unterseite des Hinterleibs). Diese Behaarung ist nur bei den Pollen sammelnden Weibchen ausgebildet und fehlt bei den Bienenmännchen.
Es gibt aber auch weibliche Bienen, die keine Sammel- und Transporthaare benötigen: die sogenannten Kuckucksbienen, die ähnlich wie der Kuckuck als Brutparasiten eigene Eier in die Brutzellen anderer Wildbienenarten schmuggeln. Die parasitischen Arten sind häufig bunt gefärbt und kaum behaart, so dass sie eher Falten- oder Grabwespen gleichen.
Wildbienen sind nicht nur auf bestimmte Blütenpflanzen angewiesen, sondern auch auf geeignete Nistplätze und Materialien zum Nestbau. Viele Arten nisten in selbstgegrabenen Hohlräumen im Boden, jeweils mit spezifischen Ansprüchen an Bodenart und Korngröße (Sand, Schluff oder Lehm), Geländeneigung sowie Deckungsgrad der Vegetation. Andere Wildbienen nisten oberirdisch in selbst genagten oder vorgefundenen Hohlräumen (etwa Käferfraßgänge) in altem oder morschem Holz. Es gibt aber auch Arten, die in dürren, hohlen oder markhaltigen Pflanzenstängeln, Zweigen oder Halmen (z. B. Schilf) ihren Nachwuchs pflegen. Wieder andere sind auf leere Schneckengehäuse als Nistplatz angewiesen oder bauen Mörtelnester an Steinen und Felsen oder Harznester an Zweigen oder Baumstämmen. Hummeln, die auch zu den Bienen gehören, nisten gern unterirdisch in verlassenen Mäusebauten, auf dem Boden unter Gras- bzw. Moospolstern oder oberirdisch in Baumhöhlen. Für den Nestbau werden oftmals ganz bestimmte Substrate benötigt, wie zum Beispiel Blätter, Lehm oder Harz benötigt.
Nicht zuletzt brauchen Wildbienen ein bestimmtes Klima, um überleben zu können. Sie sind in der Regel wärme- und trockenheitsliebend und daher besonders in Offenlandbiotopen anzutreffen.
Die meisten Wildbienenarten leben solitär, also nicht in einem Volk. Jedes Weibchen baut und versorgt ein eigenes Nest. Die Lebensdauer eines Weibchens beträgt dabei nur etwa vier bis sechs Wochen. Es gibt aber auch sogenannte eusoziale Arten, die wie Honigbienen in Gemeinschaften mit einer Differenzierung in Kasten (Königinnen und Arbeiterinnen) leben. Dazu gehören einige Arten der Schmalbienen und die Hummeln. Anders als bei der Honigbiene gibt es bei diesen nur geringe Unterschiede im Körperbau zwischen Königin und Arbeiterinnen. Auch sind die Staaten meist nur einjährig und nur die Hummelkönigin überlebt den Winter.