Erhalt und Neuanlage von Kleinstrukturen

Weg und Ackerrain sind Nist- und Nahrungsplatz für Wildbienen; besonders die Erdanrisse sind wertvolle Niststrukturen (Foto C. Saure)
Ein abgestorbener Baum am Feldrand ist Nistplatz für verschiedene Totholznister (Foto C. Saure)

Neben dem Mangel an Nahrungspflanzen sind Wildbienen in der Agrarlandschaft auch von dem Mangel an Niststrukturen betroffen. Solche Strukturen sollten erhalten und neu angelegt werden. Man kann punktuelle und flächige von linienhaften Kleinstrukturen unterscheiden. Beispiele dafür zeigt die folgende Tabelle:

punktuelle oder flächige Kleinstrukturen linienhafte Kleinstrukturen (Säume)
offene Bodenstellen, ungemähte Flächen und Pionierfluren Feld- und Wiesenraine
Lesesteinhaufen unversiegelte Wege und Wegränder
Gebüsche, Feldgehölze, Solitärbäume Bahndämme
  Uferränder
  Ackerrandstreifen
  Lesesteinriegel, Trockenmauern
  Hecken, Baumreihen, Waldränder

Bereits kleinere Flächen (etwa ab 30 m2) oder einzelne Solitärbäume (mit Totholz) können einen positiven Effekt auf die Wildbienenfauna aufweisen. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass kleine Flächen stärker von Randeffekten und vor allem von der Abdrift durch Pflanzenschutzmittel betroffen sind. Das wirkt sich vor allem auf schmale Saumstrukturen entlang der Äcker aus. Da mit zunehmender Breite die Pufferfähigkeit gegenüber der Abdrift von Pestiziden oder Düngemittel zunimmt, sind in breiteren Säumen stabilere Lebensgemeinschaften mit höheren Arten- und Individuenzahlen anzutreffen. Feldraine sollten daher mindestens 10 m, besser 20 m breit sein.

Neben der Größe der Flächen bzw. der Strukturen ist auch die Vernetzung untereinander und mit naturnahen Lebensräumen in der näheren und weiteren Umgebung der Äcker von entscheidender Bedeutung. Darauf wird auf der Seite „Erhalt und Vernetzung von Lebensräumen“ eingegangen.

Die eigentlichen Nistplätze der Bienen sind von der flächigen oder linienförmigen Struktur des Lebensraumes bzw. Teillebensraumes unabhängig. Nistplätze oder Niststrukturen sind charakteristisch für eine Bienenart oder eine bestimmte Artengemeinschaft. Beispiele sind:

für unterirdisch nistende Arten: Wegränder, Fahrspuren, Abbruchkanten, Erdanrisse, verlassene Kleinsäugerbaue;

für am Boden nistende Arten: leere Schneckengehäuse, Moospolster, Grasbüschel;

für oberirdisch nistende Arten: dürre Stängel oder Zweige von Disteln, Königskerzen, Brombeere u.a., Findlinge, morsches Holz, alte Zaunpfähle, alte unverputzte Scheunen aus Holz oder Mauerwerk.

 

Im Folgenden werden einige Maßnahmen zur Förderung von Kleinstrukturen im Ackerland vorgestellt:

  • Heckenpflanzungen: Hecken sollten aus gebietstypischen Sträuchern und Bäumen (z.B. Weißdorn, Schlehe, Holunder, Vogelkirsche, Eberesche, Holzapfel, Weiden) zusammengesetzt sein. Die Gehölze sind ein- oder besser zweireihig zu pflanzen. Die Hecke sollte auf beiden Seiten von einem Krautstreifen begleitet werden, der aus einer Ansaat (siehe „Blühstreifen und Blühflächen“) oder aus einer Selbstbegrünung hervorgehen kann.
  •  Extensiv gepflegte Weg- und Ackerraine: Am Feldrand sollten ungemähte Streifen von mindestens 3m Breite erhalten werden. Diese Streifen werden nur alle zwei bis drei Jahre oder nur abschnittsweise gemäht. Stellenweise kann auch dauerhaft auf eine Mahd verzichtet und nur die aufkommenden Gehölze entfernt werden.
  • Offene Bodenstellen: Abbruchkanten und Erdanrisse am Ackerrand oder am Rand von Feldwegen sollten geduldet werden. Es können auch kleine Erdwälle mit dem Pflug angehäuft werden. Solche Rohbodenstrukturen erwärmen sich vor allem bei Südexposition schnell und sind wichtige Nistplätze für unterirdisch nistende Bienenarten.
  • Alt- und Totholz. Bei der Neuanlage von Zäunen sollten Holzpfähle verwendet werden. Abgestorbene Bäume z. B. am Rand von Feldwegen sollten stehend erhalten und nicht gerodet werden. Größere Holzpartien wie Baumstubben oder starke Äste können am Waldrand oder am Rand von Hecken in besonnter Lage abgelegt werden.

verwendete Quellen