Extensive Landwirtschaft

Blütenreiche schlaginterne Stilllegungsfläche im Jahr 2002 (Foto C. Saure)

Die extensive Landwirtschaft, isnbesondere der Ökologische Landbau, fördert Wildbienen sowohl auf Betriebsebene als auch auf Landschaftsebene, wie verschiedene Studien belegen (siehe verwendete Quellen). Die Arten profitieren von einem größeren Struktur- und Nahrungsangebot, welches beispielsweise auf eine mehrgliedrigere Fruchtfolge oder auf die Einschränkung bzw. den Verzicht von synthetischen Pflanzenschutzmitteln sowie mineralischen Düngern zurückgeht. Höhere Arten- und Individuendichten der Wildbienen führen auch zu einem höheren Bestäubungserfolg und damit zu einem höheren Früchteertrag. Umgekehrt stellt der Rückgang der Wildbienen bei intensiver Landbewirtschaftung den Verzicht auf das wichtigste Bestäuberpotenzial dar. So wurden auf konventionell bewirtschafteten Feldern 33% weniger Bienenarten und 72% weniger Individuen feststellen als auf einem angrenzenden ökologisch wirtschafteten Betrieb (Herrmann 2000).

Einen positiven Effekt auf die Arten- und Individuenzahlen von Wildbienen hatten in den 1990er Jahren und Anfang 2000 die von der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU vorgeschriebenen Stilllegungen von Produktionsflächen. Das Flächenstilllegungsprogramm diente in erster Linie der Reduzierung von Ernteüberschüssen, hatte aber indirekt sehr positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt.

Stilllegungsflächen findet man heute in der Agrarlandschaft selten. Im Rahmen der Energiewende werden derzeit immer größere Flächen zum Anbau von Energiepflanzen benötigt. So haben sich Maisanbauflächen in Brandenburg in den vergangenen 10 Jahren etwa verdoppelt. Vor allem der Maisanbau hat aus verschiedenen Gründen schwerwiegende Folgen für die Fauna, vor allem für die Wildbienen (ungeeignet als Nahrungspflanze, Herbizideinsatz). Das gilt auch für neue „bienenfreundliche“ Energiepflanzen wie die Durchwachsene Silphie, ein Korbblütlergewächs aus Nordamerika. Die Staude stellt zwar eine gute Nektar- und Pollenquelle für Honigbienen dar, ist aber für Wildbienen negativ zu bewerten, da Minderertragsstandorte und Restflächen zum Anbau genutzt werden sollen. Solche Flächen sind aber oftmals die einzigen verbleibenden Rückzugsräume für Wildbienen im Agrarland.

Als Ergänzung zu den Empfehlungen in den anderen Kapiteln werden noch folgende Maßnahmen empfohlen:

  • Mechanische statt chemische Unkrautregulierung: Die Unkrautregulierung sollte stärker als bisher durch Bodenbearbeitungsmaßnahmen und durch die Fruchtfolge erfolgen. Parallel dazu sollte der Einsatz von Herbiziden reduziert werden. Die Herbizide wirken sich auf Wildbienen indirekt durch die Vernichtung wichtiger Nahrungspflanzen aus, insbesondere am Ackerrand und durch Abdrift auch in den benachbarten Saumbiotopen.
  • Freiwilliger Verzicht auf Insektizide mit Nebenwirkungen auf Bienen (Spinosad). Die EU-Kommission hat die Anwendung der Neonicotinoide aufgrund des Risikos für Honigbienen eingeschränkt. Die Anwendung von Insektiziden sollte insgesamt minimiert werden.
  • Reduzierte Saatstärke: Eine Verringerung der Saatmenge führt zu geringeren Bestandsdichten der jeweiligen Kulturpflanze. Das kann z.B. in Getreidefeldern zu einem besseren Auflaufen von Wildkräutern und zu einer vielfältigeren Vegetationsstruktur führen. Davon können Wildbienen und andere Blütenbesucher profitieren.
  • Reduzierte Düngung und Förderung von Mischkulturen: Viele Ackerwildkräuter sind auf nährstoffarme Wuchsorte angewiesen. Innerhalb und in der Umgebung von stark gedüngten Anbauflächen finden sie keine Überlebensmöglichkeiten vor. Dementsprechend fehlen auch diejenigen auf bestimmte Wildkräuter spezialisierten Wildbienenarten. Eine Stickstoffdüngung des Bodens könnte durch den Anbau von Fabaceenkulturen als Zwischenfrucht erfolgen, vor allem durch Rot-Klee, Weiß-Klee oder Luzerne. Diese Pflanzen sind bedeutende Pollen- und Nektarquellen für zahlreiche Wildbienenarten. Mischkulturen wie Weizen/Kronwicke können geerntet werden, bieten aber auch Nahrung für Blüten besuchende Insekten.
  • Grubbern statt Pflügen: Falls eine Bodenbearbeitung abseits der Anbauflächen notwendig ist (z. B. Brachen, Stilllegungen, Blühflächen, Gewässerränder und andere Restflächen), dann sollte eine flache, nicht wendende Bodenbearbeitung mit einem Grubber erfolgen. Die pfluglose Bodenbearbeitung fördert das Auflaufen von Wildkräutern und schont die Nester von unterirdisch nistenden Wildbienen. Auf „besseren“ wüchsigeren Böden ist aber gelegentlich auch die Bodenbearbeitung mit einem Pflug sinnvoll, um beispielsweise einen Neustart der Sukzession zu ermöglichen.
  • Keine Nutzung von Rest- und Ausgleichsflächen für den Anbau von Energiepflanzen: Neben größeren „Kernflächen“ wie Sand-, Kies- und Lehmgruben oder trockene Hügelkuppen sind auch kleine Restflächen im Agrarraum von ökologischer Bedeutung. Das gilt auch für nährstoffarme Minderertragsstandorte, die nur wenig Ertrag liefern, aber wichtige Habitateigenschaften für Wildbienen erfüllen und als Teillebensraum in einem Biotopverbund fungieren können.

verwendete Quellen